"Die Kakerlake" von Ian McEwan
Lesetipp von Kristel Grossmann
Eines Morgens, in der Dachwohnung der Downing Street Nr. 10, erwacht der Körper von Jim Sams – verkatert vom Abend zuvor – mit dem Geist einer Kakerlake. Und nicht nur der Premierminister, sondern nahezu die gesamte britische Regierung wird ab nun von Kakerlaken kontrolliert. Ihr Plan: das Wirtschaftssystem komplett umzukehren. Dabei heiligt der Zweck alle Mittel und jegliche Moral fällt dem Eigennutzen zum Opfer.
Nicht zufällig erinnert Die Kakerlake an Franz Kafkas Die Verwandlung. McEwan gelingt mit dieser Politsatire eine Hommage an den Meister der Tragik und der Sinnlosigkeit, indem er eine völlig absurde Situation und die Überschreitung aller zuvor gedachten Grenzen hervorragend beschreibt. Man kann Die Kakerlake als Kritik an aktuellen politischen Ereignissen lesen oder nicht. Den britisch-schwarzen Humor und die Leichtigkeit, mit der McEwan eine so bedeutungsschwere Geschichte erzählt, sollte man sich nicht entgehen lassen.
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